17. Februar 09 | der_papa
Meine Liebe Tochter,
im Moment sind die Nachrichten voll von etwas, das man „Finanzkrise“ nennt. Die ist entstanden, als Angestellte einer Bank, unter der Aufsicht ihrer Chefs, Kredite an Leute vergeben haben, die besser keine Kredite bekommen hätten. Die haben dann Sachen für das Geld gekauft, von denen sie dachten, dass sie sie bräuchten. Das fanden die Angestellten der Bank (und ihre Chefs gut) denn Kredite vergeben ist gut für eine Bank. Auch die Hersteller von den Sachen die die Leute dann gekauft haben fanden das gut. Sie haben gute Geschäfte mit diesen Leuten gemacht. Alle waren sehr glücklich, fuhren tolle Autos und hatten schöne Häuser.
Allerdings haben einige dieser Leute angefangen ihre Kredite nicht mehr zurückzuzahlen. Das ist im allgemeinen nicht schlimm, denn es gibt ja genügend andere, die zuverlässiger sind als sie. Aber über die Zeit wurden es immer mehr von denen, die besser keinen Kredit bekommen hätten. Und dann wurden es viel. Und dann noch mehr. Und dann richtig viele. Das war nicht gut, denn wer sollte die Ausfälle auffangen? Irgendwann waren die Verluste größer als die Gewinne. Und das ist richtig schlecht, mein kleiner Augapfel. Nicht nur für Banker. Auch für Bäcker oder Spielzeuggeschäfte. Verluste sollte man meiden.
Jetzt werden nicht mehr so viele Kredite gegeben. Das ist gut so, denn so wird es nicht schlimmer. Allerdings bekommen auch die keine Kredite mehr, die immer brav zurückgezahlt haben. Und darum müssen jetzt Firmen schließen, die eigentlich gesund sind. Märklin ist so eine Firma, was ich sehr schade finde, denn ich wollte mit Dir zusammen später mal … na egal. Geht jetzt nicht mehr. Auch werden nicht mehr so viel Autos verkauft. Das finden die nicht lustig, die die Autos bauen und auch die nicht, die mitgeholfen haben Autos zu bauen. Und die die mit ihren Händen Autos gebaut haben schon gar nicht.
Zurück zu den Banken. Nun, ein Bäcker oder ein Spielzeuggeschäft das mehr Verluste erwirtschaftet als Gewinne muss sein Geschäft irgendwann zu machen. Mein Schatz, bei Banken ist das anders. Die im Radio sagen, das Banken nicht Pleite machen dürfen, weil sonst das Vertrauen in die Banken erschüttert wird. Und wenn das so ist, dann vergibt keine Bank mehr Kredite, was wiederum schlecht ist für die, die Kredite brauchen. Also hilft der Staat (das sind Du, und die Mama, und ich, und noch ein paar andere) mit Bürgschaften aus. Das ist Geld, das wir zahlen, wenn eine Bank einen Kredit nicht zurückgezahlt bekommt. Es handelt sich dabei um Geld in etwa so viel, wie ein langer Güterzug voll. Und noch einer. Diesmal ein ganz langer.
Ein Euro ist so viel wie 10 Mal auf dem Elefanten vor der Apotheke reiten. der Euro wiegt 7,5 Gramm. Das Konjunkturprogramm I wiegt also 375.000.000 kg, oder so viel wie etwa 125.000 ausgewachsene Elefanten. Und ein Elefant wiegt etwa 300 mal mehr als Du. Drehen sich Dir die Sinne vor lauter so große Zahlen? Dann pass mal auf. Das zweite Konjunkturpaket wird gerade fertig geschnürt, und viele im Radio sprechen von einem dritten Paket, das sie für ganz doll sinnvoll halten.
Und wie sie so im Radio von den vielen Zahlen sprachen, hat einer die Frage gestellt, was denn passiert, wenn die Konjunkturprogramme nutzlos verpuffen? Aber es hatte keiner hingehört. Also stellte er die Frage nochmal, diesmal lauter, falls es beim ersten mal zu leise war. Da haben sie dann einen Moment nachgedacht und dann gesagt dass das ganz schlimm wäre. Denn dann müsste der Staat (das sind Du, und die Mama, und ich, und ein paar andere) das Geld drucken. Aber das ist dann nicht mehr so viel wert. Das nennt man Inflation, und die wäre ganz schön groß, diese Inflation, diesmal. Aber da wolle keiner in der Runde ernsthaft drüber nachdenken.
Dabei wäre es doch sicher klug darüber mal nachzudenken. Denn, eine Bank in München, die Hypo Real Estate, hat schon über 100.000.000.000 Euro Bürgschaften bekommen. Manche sagen, für dieses viele Geld darf der Staat dann auch was zu sagen haben in der Bank. andere sagen, dass das aber nicht geht, weil dem Staat die Bank ja nicht gehört. Die gehört anderen. Warum dann die anderen nicht das notwendige Geld gegeben haben sagen sie dann aber nicht. Nur dass 100.000.000.000 Euro nicht reichen um Mitspracherecht bei einer Bank zu haben. Und dann haben sie angefangen das ganze Geld auszugeben.
Sie haben zum Beispiel ihren Mitarbeitern viel Geld gegeben, weil sie so gut gearbeitet und gewirtschaftet haben. Mehrere Millionen. Natürlich nicht allen, mein Schatz. Die Putzfrauen haben nichts bekommen. Auch die Pförtner nicht, oder die am Kassen-Schalter. Nur die Chefs haben von dem Geld bekommen. Du weißt schon, die, unter deren Aufsicht die Kredite an die Leute verkauft wurden, die besser nicht … Aber egal. Wichtig ist. Dass die 100.000.000.000 Euro nicht reichen. Sie haben gesagt, sie brauchen noch mehr.
Und weißt Du was meine kleine Zuckerschnute, sie werden es bekommen. Und es wird nichts helfen. Denn die gleiche Motivation die sie damals dazu verleitet hat Geld an jemanden zu verleihen, der eigentlich keins geliehen bekommen sollte, die gleiche Motivation saugt nun so lange Geld aus dem Staat (das sind Du, und die Mama, und ich, und noch ein paar andere), bis es nicht mehr geht. Und wenn es dann vorbei ist, dann suchen sie sich was neues. Eigentlich sollte man solche Leute ohne Abendessen ins Bett stecken weil sie böse waren. Aber dann könnte das Vertrauen in die Banken schwinden, und wer will das schon?
Warum funktioniert das System nicht?
(das versteh' ich nicht)
Und warum ist es dann so stabil?
(das versteh' ich nicht)
Curse, Innere Sicherheit.
In Liebe,
dein Papa