20. Februar 09 | der_papa
Meine Liebe Tochter,
Du magst das später penlich finden, aber zu diesem Video haben wir beide vor lachen heute fast das Sofa auf höchst unsanfte Weise verlassen.
In Liebe,
dein Papa
20. Februar 09 | der_papa
„Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesu und sprachen: Wer ist doch der Größte im Himmelreich? Jesus rief ein Kind zu sich und stellte das mitten unter sie und sprach: Wahrlich ich sage euch: Es sei denn, daß ihr umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Aber Jesus sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“ Die Lutherbibel 1912, Matthäus, Kapitel 18, Verse 2-5
Meine liebe Tochter,
früher, wenn ich diese Schriftstelle gelesen habe, musste ich immer an die Vandalen denken, die anscheinend omnipräsent meinen Lebensraum kontaminieren. Hauptsächlich Jungs, die sich zwanghaft bewegen müssen, nach Mülleimern und anderen Kindern traten, ihren Eltern den Mittelfinger zeigen und später dann, wie ich Dir gerne mal zeigen will, mein süßer Schatz, den Eingang des Supermarktes ab 20.00 Uhr belagerten, in der einen Hand eine Flasche Bier oder etwas Hochprozentiges, in der anderen die unvermeidliche Kippe. Ich musste an Schüler denken, die ihren Lehrern das Fürchten lehren, und dass nicht nur an Berliner Schulen mit schweizerisch klingenden Namen. Ich musste daran denken, wie ich selber unter ihnen zu leiden hatte als Schüler und wie heute schon kleinere Kinder ihre Eltern im festen Konsumgriff haben, schreien und brüllen wenn ein Produkt das falsche Label trägt, oder einfach nur stumpf tyrannisieren. Alles gemäß dem 68er Grundsatz: „Brave Kinder sind entweder dumm oder eingeschüchtert.“
Ich verglich die Ergebnisse misslungener oder unterlassener Erziehung mit den Kindern in der Schriftstelle und stellte fest: Entweder waren Pänz früher anders, oder Jesus wusste nicht wovon er sprach. Und dann kamst Du.
Mir wurde schon wenige Wochen nach Deiner Geburt klar, dass Du einen sehr festen Willen besitzt. Du weißt, wenn Du etwas willst, und wenn Du es hast, dann kannst Du es sehr vehement verteidigen. Nicht mal der Jakob, der fast doppelt so viel wiegt wie Du kann Dir heute etwas abnehmen, wenn Du es nicht willst. Aber Du teilst auch gerne. Du denkst an andere wenn Du etwas bekommst. Du kümmerst dich um sie, und ich bin erstaunt, wie liebevoll Du dich um andere sorgst, mit deinen gerade mal 2 1/2 Jahren. Und noch etwas ist mir aufgefallen. Wenn Du etwas willst das nicht gut für Dich ist, und ich erkläre Dir warum es nicht gut für Dich ist, dann bist Du auch bereit davon zu lassen. Nicht aus Angst, sondern — wie es mir scheint — aus Verständnis oder Gehorsam. Du hast Vertrauen in Mama und mich, und wir sind bestrebt diesem Vertrauen gerecht zu sein. Jesus scheint Dich zu meinen, als er sagte: „… werdet wie die Kinder“. Er will keine dummen Kinder, sondern kluge.
„Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“
In Liebe,
dein Papa.