04. März 09 | der_papa
Meine liebe Tochter,
heute lese ich:„Die internationale Papierproduktion ist im Zuge der Finanzkrise und dem damit einhergehenden Abschwung der gesamten Weltkonjunktur drastisch eingebrochen.“
Mein Schatz, ist das nicht eine wunderbare Nachricht? Der Papier-Tsunami der diesen Planeten über alle Längen- und Breitengrade überrollt und dabei alles Leben unter sich begräbt, hat anscheinend seinen Höchststand erreicht, und die Flutwelle an unnütz bedrucktem Papier nimmt merkbar ab. Endlich kann mit den Aufräumarbeiten begonnen werden. Dem Wiederaufbau des Lebensraumes steht dann kaum noch was im Weg. Wir haben wider Platz im Briefkasten. Alle freuen sich. Alle?
„Nach Überzeugung des BDE ist diese Entwicklung mit erheblichen finanziellen Belastungen verbunden und für alle Marktteilnehmer existenzgefährdend. “
Wie bitte? Existenzgefährdend? Echt jetzt, Leute. Tut mir leid. Da fehlt es mir an Verständnis. Ihr regt euch darüber auf, dass weniger Müll produziert wird? Mit dieser Forderung stellt ihr euch in die Reihen derer, die z. B. Waffen verkaufen, und für die jeder Friedensvertrag zweier streitbarer Parteien ein Schlag ins Kontor ist. Wollt ihr da wirklich stehen?
„Bis jetzt ist es den in der Kreislaufwirtschaft tätigen Unternehmen gelungen, den Altpapiermarkt als eine der tragenden Säulen der Recyclingwirtschaft und der Ressourcenschonung vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Auch die Papierindustrie muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein.“
Ja, klar. Sie könnte eigentlich gleich in die blaue Tonne rein produzieren und so mit den kostenintensiven Weg über meinen Briefkasten vermeiden. Was allerdings dem Nachbars-Jungen wenig schmecken wird, denn der bessert momentan sein Taschengeld mit dem Verteilen druckfrischen Altpapiers auf. Na, der wird sauer sein.
„Am Zug sind nun die Kommunen. Sie sollten sich kurzfristig mit den beteiligten Partnern aus Kreislaufwirtschaft und Papierindustrie an einen Tisch setzen, um tragfähige Lösungen für den Fortbestand des Altpapiermarktes zu entwickeln.“
Karsten Hintzmann, Leiter Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft e.V. in Berlin meint das wirklich ernst! Der hat das tatsächlich geschrieben. Er will allen Ernstes, dass die Menge an Papiermüll gesichert bleibt! Er führt den Verlust von Arbeitsplätzen als Gefahr an, wenn weniger Papier bedruckt wird. Dabei platzt alles aus den Nähten vor Papier das keiner will. Wahrscheinlich ist er mit einer Erhöhung der Papierberge auch nicht unglücklich. Der muss doch völlig den Verstand verloren haben. Mein kleiner Augapfel, wenn Du möchtest, kannst Du ihm ja mal Deine Meinung geigen. Hier ist die E-Mail-Adresse dieses Herrn: hintzmann@bde-berlin.de
Aber bleibe freundlich. In Liebe,
Dein Papa