12. Mai 09 | der_papa
Meine liebe Tochter,
ich sehe heute morgen während der Dusche die Armartur und denke, die ist aus verchromten Messing gemacht. Messing. War das nicht diese Mischung aus Kupfer und Bronze? Hmm, Bronze ist ja auch nur eine Mischung aus Kupfer und … Zinn? Zink? Nee, Messing wird aus Kupfer und Nickel gemacht. Oder ist Messing das Element mit dem Kürzel Ms?
Man könnte ja eben in der Wikipedia nachschlagen. Aber mal im ernst. Früher wusste ich das mal. Glaube ich.
Ein Freund von mir ist LKW-Fahrer. Und vor ein paar Jahren, so sagte er mir, haben sie in seiner Spedition errechnet, dass der Einsatz eines Navigationsgerätes im Monat etwa 250 Euro sparen würde. Pro LKW wohlgemerkt. Bei den damaligen Preise für Navies hatte sich die Investition in einem halben Jahr amortisiert. Ok, soweit ist alles gut. Mein Freund sagt aber auch: „Früher wusste ich immer wo ich in der Stadt war. Heute habe ich keine Ahnung mehr. Ich folge den Anweisungen dieses Gerätes.“ Das nennt man Fortschritt, mein kleiner Augapfel.
Und das wiederum erinnert mich an die Bedenken zur Einführung der Taschenrechner im Schulunterricht, Ende der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die Kinder lernen ja gar nicht mehr richtig rechnen, wurde damals gesagt. Das war richtig (besonders aus der Rückschau betrachtet) uns Schülern aber damals furchtbar egal. Schüler denken nicht in Fähigkeiten sondern in Abkürzungen. Am wichtigsten ist die Abkürzung zum Schools out – Forever. Die erworbenen Fähigkeiten sind da sekundär. Die braucht man ja erst später. Ich musste dann feststellen, dass fehlende Fähigkeiten mal vor allem eines tun: nämlich fehlen. Dazu gehört auch, dass ich für Berechnungen die ich eigentlich im Kopf können sollte einen Rechenknecht heranziehe. Und wehe, es ist keiner in der Nähe …
Meine kleine Tochter, manchmal ist es nicht ratsam die Abkürzung zu nehmen. Erstens weiß man nicht immer ob es sich tatsächlich um eine handelt, und zweitens bieten die längeren Wege meistens eine bessere Aussicht. Du wirst das eines Tages zu schätzen wissen.
In liebe,
Dein Papa.
ich sehe heute morgen während der Dusche die Armartur und denke, die ist aus verchromten Messing gemacht. Messing. War das nicht diese Mischung aus Kupfer und Bronze? Hmm, Bronze ist ja auch nur eine Mischung aus Kupfer und … Zinn? Zink? Nee, Messing wird aus Kupfer und Nickel gemacht. Oder ist Messing das Element mit dem Kürzel Ms?
Man könnte ja eben in der Wikipedia nachschlagen. Aber mal im ernst. Früher wusste ich das mal. Glaube ich.
Ein Freund von mir ist LKW-Fahrer. Und vor ein paar Jahren, so sagte er mir, haben sie in seiner Spedition errechnet, dass der Einsatz eines Navigationsgerätes im Monat etwa 250 Euro sparen würde. Pro LKW wohlgemerkt. Bei den damaligen Preise für Navies hatte sich die Investition in einem halben Jahr amortisiert. Ok, soweit ist alles gut. Mein Freund sagt aber auch: „Früher wusste ich immer wo ich in der Stadt war. Heute habe ich keine Ahnung mehr. Ich folge den Anweisungen dieses Gerätes.“ Das nennt man Fortschritt, mein kleiner Augapfel.
Und das wiederum erinnert mich an die Bedenken zur Einführung der Taschenrechner im Schulunterricht, Ende der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die Kinder lernen ja gar nicht mehr richtig rechnen, wurde damals gesagt. Das war richtig (besonders aus der Rückschau betrachtet) uns Schülern aber damals furchtbar egal. Schüler denken nicht in Fähigkeiten sondern in Abkürzungen. Am wichtigsten ist die Abkürzung zum Schools out – Forever. Die erworbenen Fähigkeiten sind da sekundär. Die braucht man ja erst später. Ich musste dann feststellen, dass fehlende Fähigkeiten mal vor allem eines tun: nämlich fehlen. Dazu gehört auch, dass ich für Berechnungen die ich eigentlich im Kopf können sollte einen Rechenknecht heranziehe. Und wehe, es ist keiner in der Nähe …
Meine kleine Tochter, manchmal ist es nicht ratsam die Abkürzung zu nehmen. Erstens weiß man nicht immer ob es sich tatsächlich um eine handelt, und zweitens bieten die längeren Wege meistens eine bessere Aussicht. Du wirst das eines Tages zu schätzen wissen.
In liebe,
Dein Papa.
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