06. Februar 13 | der_papa
Meine liebe Tochter,
Otfried Preußler steht ja gerade im Zentrum eines Shitstorm, weil er das Wort „Negerlein“ in einem Deiner Bücher verwendet hat. Und auch der Begriff „durchwichsen“ muss laut Verlagsabgabe weichen. Die (von eigener Hand berufenen und in diesem Amt eingesetzten) Wächter der deutschen Sprache und Beschützer der unschuldigen Kinder finden, dass das Wort „verhauen“ viel besser klingt. Naja. Im Gegensatz zu Dir kenne ich beides, und denke seit dem anders drüber.
Doch den eigentliche Skandal in Otfried Preußlers Büchern, den hat wieder keiner dieser Freizeit-Weltenretter („Nein Mutti, ich habe keine Zeit fürs Abendessen. Ich ziehe noch schnell die Pantoffeln an, und dann muss ich kleine und reine Kinder vor bösen Würter in Büchern bekämpfen gehen!“), also den haben sie nicht auf'm Radar.
In dem Buch „Das kleine Gespenst“ wird die Hauptperson (für die Nullchecker unter uns, es ist eben dieses „kleine Gespenst“, das im Titel nicht ohne Grund erwähnt wird) von einem Nachtgespenst, zu einem Taggespenst. Nachtgespenster sind weiß, damit man sie in der Nacht besser sieht. Taggespenster sind aus dem gleichen Grund (ich wage es kaum zu tippen) schwarz! Jetzt ist es raus. Aber das ist noch gar nicht der eigentliche Skandal.
Das kleine Gespenst ist nur wegen eines Missgeschicks ein Taggespenst, also schwarz. Es will wieder ein Nachtgespennst sein. Der Lärm am Tag stört es. Das gelingt auch (dazu werden Uhren angehalten, gedreht, repariert und so weiter, der ganze Ort hilft mit, ganz großes Kino, und alles auf Initiative von Kindern (unschuldig und klein).
Und dann kommt es: Die Wandlung gelingt! Und wie sich das kleine Gespennst da freut! Es ruft „Ich bin weiß, ich bin weiß! Ich bin wieder weiß und nicht mehr schwarz!“
Immerhin kommt das Wort „Neger“ nirgendwo vor …
In Liebe,
Dein Papa
PS: Wenn Du mich fragst, mein Augapfel, dann spiegelt dieser Aktionismus nur die üble Gedankenwelt eben dieser Sittenwächter wieder. Denn nur wer z. B. in dem Wort „wichsen“ etwas Unanständiges sieht, kann sich dagegen empören. Diese Leute sollten ihre! Gedankenwelt umformen, und nicht die der anderen. Denn denen bleibt der Sinn dieses Wahnsinns vollkommen verschlossen. Sie stehen mit offenen Mund da, und fragen sich: Was geht hier ab!
Otfried Preußler steht ja gerade im Zentrum eines Shitstorm, weil er das Wort „Negerlein“ in einem Deiner Bücher verwendet hat. Und auch der Begriff „durchwichsen“ muss laut Verlagsabgabe weichen. Die (von eigener Hand berufenen und in diesem Amt eingesetzten) Wächter der deutschen Sprache und Beschützer der unschuldigen Kinder finden, dass das Wort „verhauen“ viel besser klingt. Naja. Im Gegensatz zu Dir kenne ich beides, und denke seit dem anders drüber.
Doch den eigentliche Skandal in Otfried Preußlers Büchern, den hat wieder keiner dieser Freizeit-Weltenretter („Nein Mutti, ich habe keine Zeit fürs Abendessen. Ich ziehe noch schnell die Pantoffeln an, und dann muss ich kleine und reine Kinder vor bösen Würter in Büchern bekämpfen gehen!“), also den haben sie nicht auf'm Radar.
In dem Buch „Das kleine Gespenst“ wird die Hauptperson (für die Nullchecker unter uns, es ist eben dieses „kleine Gespenst“, das im Titel nicht ohne Grund erwähnt wird) von einem Nachtgespenst, zu einem Taggespenst. Nachtgespenster sind weiß, damit man sie in der Nacht besser sieht. Taggespenster sind aus dem gleichen Grund (ich wage es kaum zu tippen) schwarz! Jetzt ist es raus. Aber das ist noch gar nicht der eigentliche Skandal.
Das kleine Gespenst ist nur wegen eines Missgeschicks ein Taggespenst, also schwarz. Es will wieder ein Nachtgespennst sein. Der Lärm am Tag stört es. Das gelingt auch (dazu werden Uhren angehalten, gedreht, repariert und so weiter, der ganze Ort hilft mit, ganz großes Kino, und alles auf Initiative von Kindern (unschuldig und klein).
Und dann kommt es: Die Wandlung gelingt! Und wie sich das kleine Gespennst da freut! Es ruft „Ich bin weiß, ich bin weiß! Ich bin wieder weiß und nicht mehr schwarz!“
Immerhin kommt das Wort „Neger“ nirgendwo vor …
In Liebe,
Dein Papa
PS: Wenn Du mich fragst, mein Augapfel, dann spiegelt dieser Aktionismus nur die üble Gedankenwelt eben dieser Sittenwächter wieder. Denn nur wer z. B. in dem Wort „wichsen“ etwas Unanständiges sieht, kann sich dagegen empören. Diese Leute sollten ihre! Gedankenwelt umformen, und nicht die der anderen. Denn denen bleibt der Sinn dieses Wahnsinns vollkommen verschlossen. Sie stehen mit offenen Mund da, und fragen sich: Was geht hier ab!