Dienstag, 2. Januar 2018
Ich will nicht über den Glauben sprechen. Das bringt nichts. Ich will auch nicht über Kirche sprechen. Da kommt nur böses Blut. Ich will auch nicht über Wissen sprechen, schon gar nicht über das reine Wissen. Da ist viel zu viel Glauben drin, und wie ich schon sagte bringt das nichts. Das Wissen mag rein sein. Aber nur für den, der es vollumfänglich aufnimmt. Und so ist es auch mit dem Glauben. Und weil das so ist stehen zwei Seiten gegenüber, oder nebeneinander, oder manchmal hintereinander, zwei Seiten also die glauben. Die einen weil sie glauben das sie glauben, und die anderen weil sie glauben das sie wissen.

Und vor allem will ich nicht über den Glauben sprechen, den einen oder den anderen, weil jeder sich vor dem anderen sieht. Oder sollte ich sagen, darüber? Warum? Weil der Glaubende denkt er weiß, und der Wissende nicht weiß das auch er nur glaubt. Es lohnt sich einfach nicht. Denn der Glaubende glaubt nicht genug. Er versucht sich den fehlenden Teil mit einem Wissen zu füllen das kein Fundament hat. Dazu liest er in Geschichten, deren Herkunft unklar, deren Übersetzungen verwässernd sind, und deren Sinn sich zuweilen nur schwer erschließt. Weil das so ist strengt er seinen Kopf an um Konstrukte zu erschaffen die in seiner Welt Bestand haben, mit Einschränkungen, das mag eingestanden sein, aber durchaus plausibel.

An diesen Konstrukten reibt sich der Wissende. Zurecht. Denn sie blenden das Offensichtliche aus. Und der Wissende macht es genau so. Auch er blendet das Offensichtliche aus. Auch er konstruiert um Löcher in seinem Wissen zu überbrücken. Er darf das, sagt er sich. Er darf das, weil Wissen sich kontinuierlich offenbart. Eines baut auf dem anderen auf. Und der Wissende freut sich, wenn eine neue Erkenntnis ein solches Konstrukt zum Einsturz bringt, und sein Gebäude wieder etwas stabiler geworden ist.

Der Wissende und der Gläubige streben einen Zustand an, der mit einer großen Vereinigung am besten umschrieben ist. Der Gläubige mit Gott, der Wissende mit dem letzten Entfernen von Konstrukten.

Weil diese Vereinigung bedeutet, das Gott in die Wissenschaft einzieht, und die Wissenschaft in Gott, und weil das weder der Wissende noch der Gläubige so recht glauben mag oder wissen will, darum spreche ich nicht über Glauben. Ich warte auf den Moment wo es beiden endlich klar wird, und man sich endlich setzen kann, und zusammen ein klein wenig feiern. Dann können wir über den Glauben sprechen. Vorher nicht. Vorher sollten wir Wissen sammeln.