03. Dezember 12 | der_papa
Meine liebe Tochter,
ich habe sie noch gekannt: Tageszeitungen. Ich habe noch das Papier in der Hand gehabt, gewaltige Blätter die beim Wechsel der Seiten geschickt beherrscht werden wollten, und den geduldigen Leser mit neuem Wissen und geschwärzten Fingerkuppen von der Druckfarbe zurück lassen. Und wie es sich im Moment zeigt wirst Du höchstwahrscheinlich nur noch Relikte aus diesen Tagen erleben. Zeitungsprojekte die aus purer Sturheit nicht aufgeben. So wie die TAZ, die ja schon seit Jahren kurz davor steht die heißgelaufenden Lenzpumpen abzuschalten.
In diesen Tagen, am Ende 2012, wird die gedruckte Ausgabe von Prinz, der Frankfurter Rundschau und der Financial Times Deutschland eingestellt. Weitere werden folgen. Manche nach zähem Überlebenskampf, viele Millionen an Rettungsgelder von finanzstarken Investoren, die an Einhörner und Feenstaub glauben, mit sich in den Abgrund ziehend. Andere wie mit dem Fallbeil geköpft. Von einem Tag auf den anderen.
Letzten Freitag habe ich mit einer Medienwissenschaftlerin gesprochen. Einer Professorin, die „sich auskennt“. Wir sind auf das allgegenwärtige Thema gekommen, und sie hat mir von Relaunches erzählt (bei der sueddeutschen.de) und von anderen Aktivitäten, die den Status Quo erhalten sollen. Ich habe davon gesprochen, dass es schwer wird ein Micropayment für Nachrichten zu etablieren, wo doch 1. die Bereitschaft zu zahlen nur schwach ausgeprägt ist, und 2. das Verlangen nach Hintergrundinformationen auf dem gleichen Niveau herumdümpelt (wobei Anbieter von bezahltem Content mit diesem Pfund oft wuchern, aber oft nur wenig zu bieten haben).
Am frustrierendsten, mein kleiner Schatz, war aber dieses: Diese studierte, promovierte und mit Fachwissen überladene, mir in jeder Hinsicht intelektuell überlegene Dame, stand auf dem festen Felsen das alles gut wird, wenn es lediglich so wird wie früher: Nur halt digital. Ich habe so was ähnliches im Hause Polaroid gehört, als Ender der 1990er Jahre klar war, das Digitalkameras deren Haupterwerbszweig radikal abschneiden werden. Alle, und mein Schatz, das meine ich ernst, alle von deren Managern stolz vorgetragenen Rettungsmaßnamen liefen darauf hinaus, das nur genügend digitale Produkte gefunden werden müssen, die auf Sofortbild-Material basierten. Nun ja, die Geschichte hat Polaroid zum Frühstück verspeist.
Nun hat mich just heute die Nachricht vom Tod einer weiteren Zeitschrift erreicht. Aber dieses mal ist nicht ein Druckprodukt betroffen. Ruppert Murdoch, der Medienmogul, stellt seine ausschließlich digital erhältliche Publikation „The Daily“ ein. Was mal wieder meine Meinung bestätigt, das es nicht an der Darreichungsform liegt. Und auch nicht am „Wissen über die Märkte“, den Herr Murdoch kennt sich in diesem Geschäft aus. Nun ja. Er kannte sich aus, bis das Internet kam. Anscheinend lässt sich die Zeitung wie es sie bis vor kurzem noch gab nicht in die heutige Welt adaptieren.
Zeitungen werden sterben. Ein paar wenige werden es länger aushalten, so wie ein paar wenige Vinyl-Schallplaten und Ilford-Filme immer noch angeboten werden. Meiner Meinung nach werden das die TAZ, Die Zeit und vielleicht noch ein paar andere Blätter sein. Aber nicht viele. Ist nur so ein Bauchgefühl. Ich weiß es doch auch nicht.
Und heute habe ich mir gedacht, das es möglicherweise eine Lösung für Zeitungen gibt. Nicht nur für eine, sondern gerne auch für mehrere. Die Idee habe ich schon mal fürs Fernsehen formuliert. Ok, die blieb nicht ohne Kritik, aber mir erscheint sie immer noch plausibel. Die Lösung ist einfach:
Alle Informationen sind frei zugänglich. Das bedeutet, alle Artikel sind kostenlos im Internet zu lesen. Allerdings nur für den sofort, der dafür bezahlt. Alle anderen müssen warten. In den ersten paar Stunden (bei dem richtigen Zeitrahmen bin ich noch unsicher) findet sich kostenlos nur die Headline in der Nachrichtenübersicht. Daneben steht, wann der Artikel frei wird. Sicherlich werden für die verschiedenen Arten von Nachrichten auch unterschiedliche Zeiten passend sein. Aber das müssen die Verlage unter sich aushandeln. Und das werden sie müssen. Denn ist einer dabei, der aus dem Schema ausreißt, dann ist das ganze Modell gefährdet. Womit wir bei der Schwachstelle sind.
Aber zu irgend etwas muss diese Medienwissenschaftlerin ja gut sein …
In Liebe,
Dein Vater.
ich habe sie noch gekannt: Tageszeitungen. Ich habe noch das Papier in der Hand gehabt, gewaltige Blätter die beim Wechsel der Seiten geschickt beherrscht werden wollten, und den geduldigen Leser mit neuem Wissen und geschwärzten Fingerkuppen von der Druckfarbe zurück lassen. Und wie es sich im Moment zeigt wirst Du höchstwahrscheinlich nur noch Relikte aus diesen Tagen erleben. Zeitungsprojekte die aus purer Sturheit nicht aufgeben. So wie die TAZ, die ja schon seit Jahren kurz davor steht die heißgelaufenden Lenzpumpen abzuschalten.
In diesen Tagen, am Ende 2012, wird die gedruckte Ausgabe von Prinz, der Frankfurter Rundschau und der Financial Times Deutschland eingestellt. Weitere werden folgen. Manche nach zähem Überlebenskampf, viele Millionen an Rettungsgelder von finanzstarken Investoren, die an Einhörner und Feenstaub glauben, mit sich in den Abgrund ziehend. Andere wie mit dem Fallbeil geköpft. Von einem Tag auf den anderen.
Letzten Freitag habe ich mit einer Medienwissenschaftlerin gesprochen. Einer Professorin, die „sich auskennt“. Wir sind auf das allgegenwärtige Thema gekommen, und sie hat mir von Relaunches erzählt (bei der sueddeutschen.de) und von anderen Aktivitäten, die den Status Quo erhalten sollen. Ich habe davon gesprochen, dass es schwer wird ein Micropayment für Nachrichten zu etablieren, wo doch 1. die Bereitschaft zu zahlen nur schwach ausgeprägt ist, und 2. das Verlangen nach Hintergrundinformationen auf dem gleichen Niveau herumdümpelt (wobei Anbieter von bezahltem Content mit diesem Pfund oft wuchern, aber oft nur wenig zu bieten haben).
Am frustrierendsten, mein kleiner Schatz, war aber dieses: Diese studierte, promovierte und mit Fachwissen überladene, mir in jeder Hinsicht intelektuell überlegene Dame, stand auf dem festen Felsen das alles gut wird, wenn es lediglich so wird wie früher: Nur halt digital. Ich habe so was ähnliches im Hause Polaroid gehört, als Ender der 1990er Jahre klar war, das Digitalkameras deren Haupterwerbszweig radikal abschneiden werden. Alle, und mein Schatz, das meine ich ernst, alle von deren Managern stolz vorgetragenen Rettungsmaßnamen liefen darauf hinaus, das nur genügend digitale Produkte gefunden werden müssen, die auf Sofortbild-Material basierten. Nun ja, die Geschichte hat Polaroid zum Frühstück verspeist.
Nun hat mich just heute die Nachricht vom Tod einer weiteren Zeitschrift erreicht. Aber dieses mal ist nicht ein Druckprodukt betroffen. Ruppert Murdoch, der Medienmogul, stellt seine ausschließlich digital erhältliche Publikation „The Daily“ ein. Was mal wieder meine Meinung bestätigt, das es nicht an der Darreichungsform liegt. Und auch nicht am „Wissen über die Märkte“, den Herr Murdoch kennt sich in diesem Geschäft aus. Nun ja. Er kannte sich aus, bis das Internet kam. Anscheinend lässt sich die Zeitung wie es sie bis vor kurzem noch gab nicht in die heutige Welt adaptieren.
Zeitungen werden sterben. Ein paar wenige werden es länger aushalten, so wie ein paar wenige Vinyl-Schallplaten und Ilford-Filme immer noch angeboten werden. Meiner Meinung nach werden das die TAZ, Die Zeit und vielleicht noch ein paar andere Blätter sein. Aber nicht viele. Ist nur so ein Bauchgefühl. Ich weiß es doch auch nicht.
Und heute habe ich mir gedacht, das es möglicherweise eine Lösung für Zeitungen gibt. Nicht nur für eine, sondern gerne auch für mehrere. Die Idee habe ich schon mal fürs Fernsehen formuliert. Ok, die blieb nicht ohne Kritik, aber mir erscheint sie immer noch plausibel. Die Lösung ist einfach:
Alle Informationen sind frei zugänglich. Das bedeutet, alle Artikel sind kostenlos im Internet zu lesen. Allerdings nur für den sofort, der dafür bezahlt. Alle anderen müssen warten. In den ersten paar Stunden (bei dem richtigen Zeitrahmen bin ich noch unsicher) findet sich kostenlos nur die Headline in der Nachrichtenübersicht. Daneben steht, wann der Artikel frei wird. Sicherlich werden für die verschiedenen Arten von Nachrichten auch unterschiedliche Zeiten passend sein. Aber das müssen die Verlage unter sich aushandeln. Und das werden sie müssen. Denn ist einer dabei, der aus dem Schema ausreißt, dann ist das ganze Modell gefährdet. Womit wir bei der Schwachstelle sind.
Aber zu irgend etwas muss diese Medienwissenschaftlerin ja gut sein …
In Liebe,
Dein Vater.