16. Februar 17 | der_papa
„Warum bist Du nicht in der Schule? Jeden Tag sehe ich Dich umherstreifen.“
„Ach, man vermisst mich nicht. Es heißt, ich sei ungesellig, ich würde mich nicht mit anderen abgeben. Merkwürdigerweise. In Wirklichkeit bin ich höchst gesellig. Es kommt nur darauf an, was man unter Geselligkeit versteht. Mich mit Ihnen über so etwas zu unterhalten, rechne ich zum Beispiel zur Geselligkeit.“
Clarisse klapperte mit ein paar Kastanien, die sie vor dem Haus aufgehoben hatte.
„Oder darüber, wie seltsam die Welt ist. Es ist schön, mit Leuten zusammen zu sein. Aber eine Anzahl Leute zusammentrommeln und sie dann nicht reden lassen, das kann man doch nicht Geselligkeit nennen. Eine Fernsehstunde, eine Stunde Basketball oder Baseball oder Wettlaufen, eine Stunde Diktat oder Bildermalen, und dann wieder Sport, aber wissen Sie, wir kommen nie dazu, Fragen zu stellen, oder jedenfalls die wenigsten von uns; man wirft uns einfach die Antworten hin, peng peng peng, und wir sitzen wieder einmal vier Stunden lang da vor einem Lehrer. Das hat doch mit Geselligkeit nichts zu tun.
Man trichtert uns eine Menge ein, schüttet Wasser in den Trichter, unten läuft es wieder raus, und dann behauptet man noch, es sei Wein. Bis der Tag zu Ende ist, sind wir so erledigt, dass uns nichts anderes übrigbleibt, als zu Bett zu gehen oder in einen Freizeitpark, um Leute zu belästigen, Fenster einzuwerfen in der Scheibenschmeißerbude oder mit der großen Stahlkugel in der Autozertrümmerungshalle Autos zu zertrümmern. Oder mit dem Auto durch die Straßen zu rasen, um zu sehen, wie scharf man an Laternenpfählen vorbeiflitzen kann.
Es stimmt wahrscheinlich doch, was man von mir sagt. Ich habe keine Freunde. Damit ist angeblich bewiesen, dass ich nicht normal bin. Aber alle, die ich kenne, ziehen lärmend und tanzend herum oder liefern sich Schlägereien. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, wie gewalttätig die Leute heutzutage sind?“
Aus Fahrenheit 451, Ray Bradburry, 1953
„Ach, man vermisst mich nicht. Es heißt, ich sei ungesellig, ich würde mich nicht mit anderen abgeben. Merkwürdigerweise. In Wirklichkeit bin ich höchst gesellig. Es kommt nur darauf an, was man unter Geselligkeit versteht. Mich mit Ihnen über so etwas zu unterhalten, rechne ich zum Beispiel zur Geselligkeit.“
Clarisse klapperte mit ein paar Kastanien, die sie vor dem Haus aufgehoben hatte.
„Oder darüber, wie seltsam die Welt ist. Es ist schön, mit Leuten zusammen zu sein. Aber eine Anzahl Leute zusammentrommeln und sie dann nicht reden lassen, das kann man doch nicht Geselligkeit nennen. Eine Fernsehstunde, eine Stunde Basketball oder Baseball oder Wettlaufen, eine Stunde Diktat oder Bildermalen, und dann wieder Sport, aber wissen Sie, wir kommen nie dazu, Fragen zu stellen, oder jedenfalls die wenigsten von uns; man wirft uns einfach die Antworten hin, peng peng peng, und wir sitzen wieder einmal vier Stunden lang da vor einem Lehrer. Das hat doch mit Geselligkeit nichts zu tun.
Man trichtert uns eine Menge ein, schüttet Wasser in den Trichter, unten läuft es wieder raus, und dann behauptet man noch, es sei Wein. Bis der Tag zu Ende ist, sind wir so erledigt, dass uns nichts anderes übrigbleibt, als zu Bett zu gehen oder in einen Freizeitpark, um Leute zu belästigen, Fenster einzuwerfen in der Scheibenschmeißerbude oder mit der großen Stahlkugel in der Autozertrümmerungshalle Autos zu zertrümmern. Oder mit dem Auto durch die Straßen zu rasen, um zu sehen, wie scharf man an Laternenpfählen vorbeiflitzen kann.
Es stimmt wahrscheinlich doch, was man von mir sagt. Ich habe keine Freunde. Damit ist angeblich bewiesen, dass ich nicht normal bin. Aber alle, die ich kenne, ziehen lärmend und tanzend herum oder liefern sich Schlägereien. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, wie gewalttätig die Leute heutzutage sind?“
Aus Fahrenheit 451, Ray Bradburry, 1953
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